ELEKTROSTIMULATION: KURZE GESCHICHTE

Die Elektrostimulation ist eine uralte, tatsächlich seit vielen Jahrhunderten (obwohl in rudimentär Ansätzen) verwende Methode. Zur Zeit der Ägypter, vor vier Jahrtausenden, versuchte man mit Fischen, mittels elektrischer Entladungen, verschiedene Krankheiten zu behandeln. Natürlich empfehlen wir die Verwendung von elektrischen Aalen, Wels und Torpedos nicht. Heute stehen uns viel effektivere und risikofreie Techniken zur Verfügung.

Obwohl diese Technik bereits in der Antike – nicht nur von den Ägyptern, sondern auch von den Griechen und Römern – verwendet wurde, mussten wir bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts warten, um die ersten Anwendungen der Elektrostimulation im Sport zu erleben. Während der 60er Jahre entstanden die so genannten „russischen Ströme“: eine Behandlung, die nach dem Namen des Trainers der russischen Sportler, während der Ära der Sowjetunion, benannt wurde. Die Sportler waren elektrischen Strömen, die fast einer Qual ähnelten, ausgesetzt. Im Hinblick auf die Wettkämpfe mussten sie nicht nur ihre sportliche Überlegenheit demonstrieren, sondern im Besonderen auch das Modell der sowjetischen Gesellschaft vertreten.

Lange Zeit vor den „russischen Strömen“, während des 18. Jahrhunderts, belegte der Wissenschaftler Luigi Galvani die Entstehung von Muskelkontraktionen: mittels elektrischem Strom am Rückenmark eines Frosches. Dieses Experiment wurde an vielen Universitäten wiederholt, was beweist, dass der elektrische Strom Muskelkontraktionen verursachen konnte, obwohl man nicht verstand, warum. Beim Betrachten der Reaktion auf elektrische Entladungen bei Muskeln von toten Objekten, stellte man fest, dass der Muskel für eine gewisse Zeit seine kontraktile Kapazität beibehalten konnte. Daher wurde angenommen, dass bei lebendigen Objekten in gewisser Weise elektrischer Strom innerhalb des Körpers entstehen konnte, so dass sich die Muskeln zusammenziehen können und willkürlich steuern lassen. Es wurde gezeigt, dass die Basis des Nervenimpulses elektrischer Strom und wesentlicher Bestandteil der Physiologie von Lebewesen war.

In der Moderne ist es für uns ein einfaches Konzept: das Gehirn erzeugt elektrische Reize und diese werden durch den Körper durch das Nervensystem transportiert und auf die Muskeln übertragen, was uns wiederum jede Art von Bewegung ermöglicht. Im 18. Jahrhundert – zur Zeit von Galvani und Volta – gab es noch keine Werkzeuge, um die elektrischen Ströme des menschlichen Körpers zu messen. Jedoch waren die Wissenschaftler – fast ohne Hilfe der Technik – in der Lage zu beweisen, dass es sich nicht nur darauf beschränkte. Sie konnten nachweisen, dass die Art der Energie, die durch den menschlichen Körper lief, die gleiche war, wie der produzierte Blitz, durch Reiben von Bernstein. Wir können behaupten, dass diese Wissenschaftler Genies waren, und dass ihnen die entscheidende Entdeckungen zur Schaffung und zum Studium neuer Zweige der Medizin – wie z. B. die Neurologie und die Neurophysiologie – gutzuschreiben und zu verdanken sind Luigi Galvani

Den Befunden dieser Vorreiter folgten weitere brillante Ideen: der Physiker und Chemiker Michael Faraday widmete all seine Bemühungen dem Elektromagnetismus. Da bereits viel Zeit vergangen ist, vergessen wir manchmal, dass ohne die Arbeit von Faraday und seine Entdeckungen zur elektromagnetischen Induktion, wir heute keine modernen Elektromotoren und Generatoren hätten, welche das Licht in unseren Häusern ermöglichen. Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts ergeben sich schließlich eine Reihe von wichtigen technologischen Fortschritten, welche die Verwendung von Elektrostimulation – als therapeutisches Element bei der Behandlung von verschiedenen Krankheiten, insbesondere bei der Behandlung von Schmerzen – ermöglichen.

Durch diese kleinen Fortschritte beginnt die Elektrotherapie sich als ernste und wirklich nützliche Therapie zu beweisen. Die Ergebnisse sind verschiedene Forschungen und neue Arten von elektrischen Strömen: Interferenzstrom, Diadynamik und Iontophorese. Das Wissen in der Neurophysiologie macht schnelle Fortschritte: z.B. in welcher Weise Muskeln effektiv auf elektrischen Strom reagieren und welche Frequenz der Elektrowelle bei der Stimulation der Muskelfasern schneller bzw. langsamer ist. Ein Elektrostimulator, der früher 20 Kilogramm wiegte, ist heute ein ultraportables Gerät, das so groß ist wie unsere Handfläche; um das gleiche – wenn nicht sogar ein besseres – Ergebnis zu erhalten. Wir sind im goldenen Zeitalter der Elektrostimulation angekommen.